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 Diesellok 221 130-8 von Roco im Test
Hinweis: Der Hersteller der Lokomotive ist die Modellbahn GmbH, aus Gewohnheit verwende ich in der weiteren Beschreibung die Markenbezeichnung "Roco".
 
Diesellok 221 130-8 Artikel-Nr. 62840 Kaufpreis 143,10 Euro bei Kramm in Hilden.
 
Verpackung und Lieferzustand: Die Verpackung ist für mich neu, die Styropor-Hülle hat eine transparente Abdeckung, auf der Rückseite hilft eine Öffnung, die Lok aus der Hülle zu befreien. Die Lok wird komplett zugerüstet geliefert - anders als in der Anleitung abgebildet sind alle Griffstangen bereits montiert und sogar die Bremsschläuche und Kupplungshaken an den Fronten eingesteckt. Die Anleitung ist mehrsprachig und etwas knapp gehalten. Informationen zum Vorbild fehlen, das übliche Ersatzteilblatt liegt bei.
 
Bewertung: Insgesamt erinnern mich Verpackung und Lieferzustand an Modelle von Bachmann oder LifeLike. Die fehlenden Vorbild-Informationen stören mich nicht, da andere, ausführliche Quellen zur Verfügung stehen.
 Technik
Antriebstechnik: Schräggenuteter 5-poliger Mittelmotor mit zwei gedrehten Schwungmassen aus Messing, die Drehgestelle werden über Kardan-Gelenke und Messing-Schnecken angetrieben.
 
Die Lok hat auf der letzten Achse zwei Haftreifen. Anhand des Ersatzteilblattes ist zu vermuten, daß die AC-Version nur auf drei Achsen angetrieben ist. Die Beleuchtung erfolgt durch rote und warmweisse SMD-LEDs. Auffällig sind die Abdeckungen und "Scheuklappen" um die LEDS sowie die Gummidichtung des Lichleiters für das obere Spitzenlicht. Damit wird vermieden, daß Licht an unerwünschten Stellen durchscheint. Hinweis: Bei der ersten Auflage der Roco 221 waren die roten und weißen Frontleuchten vertauscht. Roco hat den Kunden eine kostenlose Reparatur zugesagt. Die LEDs leuchten gut sichtbar ab 5V DC, bei DCC sowieso. Der Dekoder kann über die 8-polige NEM-Schnittstelle angeschlossen werden. Damit ist ein Lichtwechsel möglich, jedoch kein optionales Abschalten des roten Rücklichtes. Allerdings sind die roten LEDs für jede Seite mit separaten Leitungen an die Hauptplatine angeschlossen. Sie würden sich mit wenig Aufwand ablöten und mit den weiteren Funktionsaufgängen eines Dekoders verbinden lassen. Da das Modell auch als Sound-Variante geliefert wird ist genügend Platz für den normalen Dekoder vorhanden. Die Lok hat an beiden Ende Kurzkupplungskulissen mit Normschacht nach NEM.
 
Bewertung: Die Antriebstechnik ist Roco-Standard. Die Beleuchtung sieht wirklich gut aus. Das Foto zeigt einen Zimo MX64 Dekoder, man erkennt gut, wieviel Luft darüber bleibt.
Wartungsfreundlichkeit:Für die Gehäuse-Demontage werden kleine Spreizflügel - ich habe sie "Rippenspreizer" getauft - gedreht und drücken von innen die Befestigungsnasen aus ihrer Rastposition. Dazu muß man von unten in Höhe der inneren Achsen eine kleine Öffnung finden, durch die man die Rippenspreizer mit einem kleinen Schraubenzieher drehen kann. Das Gehäuse läßt sich dann leicht abnehmen.
 
Bewertung: Ich habe erstmal kräftig über die Anleitung geflucht, die einen mehr verwirrt als hilft. Nach längerem Probieren bin ich dann doch boch dahinter gekommen. Wenn man erstmal weiss, wie es funktioniert, dann ist es einfach, man braucht keine drei Hände und es besteht keine Gefahr, irgendwas mit Schraubenzieher oder Zahnstange zu beschädigen. Konstruktion gelungen, Dokumentation unzumutbar.
 Gehäuse und Optik
Ein wichtiger Hinweis vorweg: Auf den Bildern sind helle kleine Fusseln zu sehen. Das habe ich beim Fotografieren verbockt: Um Fingerabdrücke zu vermeiden, habe ich die Lok mit einem Küchentuch angefasst. Leider habe ich die Fusseln erst auf den Bildern gesehen und hatte dann keine Lust mehr, die Aufnahmen erneut zu machen - zumal das "Fotostudio" bereits abgebaut war.
 
Lackierung: Die Lackierung einschließlich Zierstreifen macht einen sehr sauberen Eindruck. Sie ist deckend, wirkt nicht zu dick und mir sind keine Unsauberkeiten oder Staubeinschlüsse aufgefallen. Nur an einer Stelle war es ein wenig daneben: Die obere Zierlinie verläuft horizontal zwischen zwei Lüfterreihen und auf einer Lokseite ist eine kleine Spur silberner Farbe an der Oberseite der unteren Lüfter hängengeblieben.
 
Im Modellbahn-Forum Drehscheibe-Online wurde bemängelt, daß zwischen der unteren Zierlinie und den Doppellampen eine rote Lücke ist, die es so beim Vorbild nicht gibt. Weiterhin reicht die Spitze des "V" nicht bis an die Oberkante der Wartungsluke. Das ist auch bei diesem Modell der Fall. Schließlich wurde eine unsaubere Lackierung der Lampenringe moniert. Das konnte ich mit Lupe und Lesebrille nicht nachvollziehen. Auf den Bildern ist jedoch ein roter Schimmer auf den Ringen zu erkennen. Das ist wahrscheinlich eine Reflektion der Lichtleitstäbe.
 
Bewertung: Die Lackierung gefällt mir gut. Der überflüssige rote Streifen zwischen Zierstreifen und Doppellampen ist nur in der Großaufnahme zu erkennen und daher nicht relevant. Das zu kurze "V" (oder die zu niedrige Luke) ist schon auffälliger. Aber obwohl mir der Fehler bekannt ist, springt er nicht ins Auge. Dieser Fehler hätte wirklich nicht sein müssen, ist aber keine Katastrophe. Ansonsten wirken die Proportionen des "V" und der Front schlüssig, daher habe ich mir eine intensive Analyse und genaue Auswertung von Vorbildfotos gespart.
 
Gehäuse: Die Lok wird voll zugerüstet geliefert, jedoch ohne Lokführer. Die Griffstangen sind aus Metall und stabil. Die Frontschürze ist offen, es liegen geschlossene Tauschschürzen bei. Die Puffer sind zweiteilig und bestehen aus Teller und Stößel (der zylindrische Teil). Bei den Loktests haben sich drei Teller gelöst, sie sind sehr locker. Die Stößel sitzen stramm im Gehäuse. Die Gravuren machen einen guten Eindruck, sie sind relativ scharf und nicht verschwommen. Ich habe jedoch schon schärfere Gravuren gesehen. Beeindruckend: Die Schriftzüge auf den Frontschürzen über den Absperrhähnen für die Bremsschläuche. Die Trennkanten sind bei normaler Beleuchtung unauffällig. Ich habe sie unter Streiflicht fotografiert, damit sie gut zu erkennen sind. An zwei Stellen sind die Trennkanten sehr schmal, an den beiden anderen Stellen etwas breiter.
 
Bewertung: Die abfallenden Pufferteller sind Mist. So eine Verlustrate habe ich noch nie erlebt und verstehe auch nicht, was diese Konstruktion soll. Das Modell ist ein paar Tage alt und schon ein Pufferteller schon verschwunden. Ärgerlich, auch wenn ich festgestellt habe, daß ein paar übrig gebliebene Federpuffer genau in die Bohrungen passen. Die Griffstangen sind für meine Geschmack recht aufdringlich, das hat mir bei der alten V200 aus den 80er Jahren besser gefallen. Die Trennkanten sind "befriedigend". Ich muß aber ergänzen, daß ich sie auf den Bildern brutalstmöglichst abgelichtet habe und sie unter Anlagenbeleuchtung nicht auffallen.
 
Drehgestelle: Die Drehgestelle zeigen viele Einzelheiten mit freistehenden Leitungen und angesteckten Teilen. Auch an der Seitenschürze sind feine Leitungen nachgebildet. Die Radsätze sind leicht brüniert, aber trotzdem noch sehr glänzend.
 
Bewertung: Die Drehgestelle gefallen mir ausgezeichnet. Bei den Radsätzen war Roco schon mal besser, was Brünierung betrifft. Für mich nicht so tragisch, da die Lok irgendwann Betriebsspuren erhält und dann die Räder mitversorgt werden.
 
 Fahreigenschaften
Analogbetrieb: Getestet habe ich mit einem alten LEGO-Trafo und ein paar Meter Teppichbahn (genauer: Fliesenbahn). Die Lok fährt mit etwa 10 km/h an. Das ist ziemlich viel, kann aber daran liegen, daß der alte Trafo keine geringere Spannung abgibt. Höchstgeschwindigkeit bei 12V etwa 140km/h - 180km/h, genauer ist meine Messung leider nicht. Das Fahrgeräusch ist leise, man hört das Motorsummen, bei höheren Geschwinigkeiten zusätzlich die Abrollgeräusche. Die Lok fährt gleichmäßig, ich konnte kein Längsruckeln feststellen. Auslauf bei 12V etwa eine Fahrzeuglänge.
 
Digitalbetrieb: Testfahrt mit Zimo MX64 (Werkseinstellung) auf der Anlage mit leicht verschmutzen Gleisen ohne die empfohlene Einfahrzeit von 2x 30 Minuten. Die Lok läßt sich sehr langsam anfahren. Man kann an Wagen mit der Kadee-Kupplung ankuppeln, ohne den Wagen zu bewegen. Die Lok läuft geschmeidig durch (polarisierte) Weichenstraßen und liegt satt auf dem Gleis. Auf nicht polarisierten Weichen stockt die Lok ein wenig, aber die Schwungmassen sorgen für Weiterfahrt.
 
Bewertung: Die Lok läuft sehr gut, aber ich habe nichts anderes erwartet. Die Probleme bei der Stromabnahme werde ich beobachten, erwarte aber deutliche Besserung, sobald ich die Achse mit den Haftreifen gegen eine ohne Haftreifen getauscht habe. Die ähnlich konstruierte V200 von Roco hat sich als sehr schmutzresistent erwiesen.
 
Lasttest nach 2x30 Minuten Einfahren: Ich habe nach und nach alle verfügbaren OOt-Selbstentlader an die Lok gekuppelt, anschließend ein paar vierachsige Dienstschotterwagen und dann noch vier E+H-Erzwagen nach französischem Vorbild. Schließlich bestand der Zug aus 42 Vierachsern und war einschließlich Lok 6,3m lang. Der Zug wird von der Lok ohne Schleudern durch die Wendel mit 3% Steigung und 48cm Radius (Roco R4) gezogen. Auch über die weitere Anlage geht es ohne Zugkraftprobleme.
 
Bewertung: Die Zugkraft wird den Anforderungen gerecht. Nachtrag: die 221 130-8 und ihre Schwestermaschine 221 143-1 sind nun seit einiger Zeit ohne Haftreifen im Anlagenansatz. Sie ziehen Ganzzüge mit 18 Wagen - mehr passt nicht in den Übergabebahnhof - völlig unbeeindruckt schleuderfrei über die Gleiswendel hinauf.
 
Der 221 hat die Fahrt nichts ausgemacht, ich war aber schweißgebadet. Diese Zuglängen sind nur schwer beherrschbar. Eine falsche Bewegung am Regler und mindestens ein Wagen hängt neben dem Gleis. Besonders hat mich beeindruckt, daß es beim Anfahren fast zwei Sekunden dauert, bis sich der letzte Wagen in Bewegung setzt. Im normalen Betrieb soll die 221 (und die 216) 14 OOt-Wagen ziehen, dann aber ohne Haftreifen. Am Schluß war ich dann froh, als der Zug auf dem Werksgelände angekommen war.
 
Fazit: Ich bin mit der Roco 221 sehr zufrieden, sie paßt ausgezeichnet auf die Anlage. Schade um die unnötigen Schwächen bei der Frontgestaltung.
 
 Betriebsspuren für 221 130-8 und 221 143-1
Auch die beiden BR 221 machen sich nun sehr gut im Übergabebahnhof der Phoenix Hütte vor den schweren Montanzügen.
Bei der Alterung greife ich immer auf eine kleine Farbauswahl zurück, damit die Fahrzeuge später auf der Anlage harmonieren:
  • Weinert Grundierung für Metallteile, besonders für Radsätze
  • Revell 08 Mattschwarz
  • Revell 84 Lederbraun matt
  • Tamiya XF1 Mattschwarz
  • Tamiya XF52 Erdbraun matt
  • Tamiya XF63 Deutschgrau matt
  • Tamiya XF64 Rotbraun matt
  • 1:1 Mix aus XF52 und XF64
  • Tamiya X10 Gunmetal
  • Gunze Sangyo H20 Klarlack matt
  • Gunze Sangyo H342 Öl
  • Gunze Sangyo H462 Ruß
Zunächst wurden die Loks zerlegt, d.h. das Gehäuse wird entfernt, Räder und Drehgestelle vom Chassis gelöst. Die Räder wurden zunächst mit Weinertgrundierung und anschließend mit dem XF52/XF64-Mix sowie XF64 pur gespritzt. Die Drehgestelle wurden mit Revell Mattschwarz grundiert und dann ebenfalls mit dem XF52/XF64-Mix sowie XF64 pur eingenebelt. Anschließend wurden die Loks wieder provisorisch ohne Fenster zusammengebaut.
 
Der Rahmen und die Pufferbohlen erhielten Staubspuren aus XF52. Dabei achtete ich darauf, daß die roten bzw. blau-beigen Lokfronten sauber blieben. Achslager und andere fettige Stellen wurden mit H342 "Öl" lasiert, damit werden auch die Ablaufspuren an den Tankdeckeln angedeutet. Die Lüfter an den Seiten wurden mit verdünntem XF1 ausgelegt, die Dachlüfter komplett deckend mit XF1 gestrichen. Die Dachflächen wurden mit einem Mix aus XF1 und XF63 sowie XF63 pur eingenebelt. In der Nähe der Auspufföffnungen bekamen auch die oberen, angeschrägten Seitenwände etwas Dunkelgrau ab.
 
Die rote 221 erhielt ein paar kleine Flicken aus Tesaband und leichte Rostspuren auf den Fronten unmittelbar unterhalb der Fenster. Anschließend wurden die Maschinen komplett mit H20 - versetzt mit einem Tropfen mattweiß - gespritzt, um den stumpfen Lack zu imitieren. Dann wurden Glanzlichter gesetzt: Puffer und Pufferstößel erhielten wieder ihre Behandlung mit X10 und Wattestäbchen. Mit X1 (schwarz glänzend) und H462 wurden Rußspuren entlang der Dachmitte mit besonderen Schwerpunkten an den Auspufföffnungen gespritzt.
 
Die Inneneinrichtung wurde auch ein wenig überarbeitet: Die flachen Plastikteile hinter den Seitenfenstern wurden dunkelgrau gespritzt und die Detail hellgrau hervorgehoben. Die gut sichtbare Führerstandeinrichtung wurde hellgrün gespritzt und die schön gravierten Instrumente und Anzeigen mit einem feinen Pinsel und Farbe ausgelegt. Einen Lokführer aus der Preiser-Restekiste eingesetzt und dann waren die 221er einsatzfähig.
 Die BR 221 auf YouTube
Zugschluß