Weichenbau
Schon vor dem Bau dieser Anlage hatte ich erste Selbstbauversuche unternommen. Auslöser war ein Artikel im Model Railroader sowie der erste nähere Kontakt mit einer Märklin K-Weiche. Also unternahm ich den Versuch, mal eine Weiche für das Wechselstromsystem einer Vereinsanlage selbst zu bauen. Als Baumaterial verwendete ich Roco Code 100 Flexgleis, Gleisnägel von Schumacher sowie 2x3mm Holzleisten. Zuerst hatte ich Planungsschablonen von Tillig benutzt. Die Schwellen wurden auf die richtige Länge geschnitten und mit wasserfestem Leim auf den Untergrund geklebt.
 
Die Backenschienen wurden auf Höhe der Weichenzungen schmaler gefeilt und dann entsprechend der Schablone auf die Schwellen genagelt. Die korrekte Spurweite wurde mit einer Gleislehre von Fohrmann überprüft. Dann wurden die Profile für das Herzstück spitz zugefeilt, befestigt und an der Spitze verlötet. Die Weichenzungen wurden an den Spitzen ebenfalls schmaler gefeilt und dann im Herzstückbereich zurecht gebogen. Dabei diente die Schablone wieder als Orientierung.
 
Der Weichenbau erwies sich als recht einfach und die Laufeigenschaften durch das Herzstück und die Federzungen waren ausgezeichnet. Nur die Ergänzung mit Punktkontakten verschandelten die Optik, so daß ich das Projekt nicht abschloß.
 
 Gleisverbindung für MECHTHILDE
Nach den ersten Erfahrungen beschloß ich, meine neue Anlage mit Selbstbauweichen auszustatten und nahm bei der Planung am PC keine Rücksicht auf Industriematerial, zumindest im sichtbaren Bereich. Für den Abzweig MECHTHILDE wurde der Gleisplan mit Schwellen und Profilen ergänzt und dann als Schablone ausgedruckt. Der Bau ging auch gut voran, es zeigte sich jedoch, daß die richtige Herzstückgeometrie nicht ohne ist. Erst im dritten Anlauf sahen die Weichen gut aus und funktionierten auch.
 
 Selbstbau der Bahnhofseinfahrt
Die sichtbare Bahnhofseinfahrt liegt im weiten Bogen, passende Bogenweichen sind nicht erhältlich, selbst die große und im Herzstückbereich häßliche Roco Bogenweiche ist zu eng für diesen Zweck. Also habe ich aus dem Gleisplan Schablonen abgeleitet, aufgeklebt und mit Schwellen bestückt. Bei der Montage des Herzstückes an der zweiten Weiche dämmerte mir aber, daß es diesmal eine riesige Herzstücklücke geben und die Justierarbeiten sehr schwierig sein würden. Da verlor ich dann den Spaß am Selbstbau und entschloß mich, es doch mit Industriematerial zu versuchen.
 
 Flexweichen von Tillig
Die schlanken EW3-Weichen von Tillig liegen auf einem flexiblen Schwellenrost und können in Grenzen verbogen werden. Für meine Zwecke wart diese Möglichkeit völlig ausreichend. Die Weichen wurden mit Schrauben und Unterlegscheiben befestigt. Damit sie richtig die Kurve bekamen, wurden die anschließenden Flexgleise (Roco Code 87) direkt angelötet. So konnte ich häßliche Knicke an den Schienenstößen. vermeiden. Natürlich waren bei den Weichen Nacharbeiten nötig. Die Radlenker waren nicht mehr zu gebrauchen, ich habe sie durch kurze Stücke aus Schienenprofil ersetzt. Auch die Weichenzungen verschoben sich gegeneinander. Hier in diesem Fall führt es zu einer Schräglage der Stellschwelle, die ich aber aus Faulheit in Kauf nehme.
 
 Weichenpflege
Da immer mehr Wagen mit RP25/110-Radsätzen ausgerüstet wurden, fielen Probleme mit den Herzstücken und Radlenkern einiger Weichen deutlicher auf. Die Ursache waren Ungenauigkeiten beim Bau der Tillig Weichenbausätze. Während NEM-Radsätze durch die höheren Spurkränze gerade noch ohne Ruckeln durch die Herzstücke rollten, deckten die RP25-Radsätze schlecht fluchtende Gleisprofile gnadenlos auf. Ein Güterwagen-Drehgestell half bei der Ermittlung der Problemstellen. Bei der Nachbesserung prüfte ich zunächst den Abstand zwischen Radlenkern und Außenschiene mit einer Fühlerlehre, hier sollte die Lücke 2,1mm weit sein. Einige Lücken waren zu eng, die Radlenker wurden mit eine kleinen Zange entfernt und neu eingeklebt. Dabei mussten meist Kleineisen und Reste vom alten Kleber entfernt werden.
 
Eine weitere Fehlerquelle waren Herzstücke, deren Spitzen zu weit in die Weiche ragen und deren Flanken nicht mit den anschließenden Flügelschienen fluchten. Manchmal war die Abweichung sehr gering, dann ließ sich das Problem mit einer Schlüsselfeile beheben. Aber oft betrug die Abweichung einige Zehntel Millimeter, dann mussten die Gleisprofile mit der Proxxon-Trennscheibe bearbeitet werden. Das machte besonders bei den Weichen Freude, die mit einer Oberleitung überspannt sind. Bei Tillig-Weichen neigen die Zungenspitzen und die Herzstückspitzen dazu, etwas über die Schienenoberkante hinauszuragen. Das ließ sich mit der Schlüsselfeile und etwas Geduld korrigieren. Bei der Gelegenheit wurden die Zungenspitzen dünner gefeilt, damit sie möglichst eng an den Backenschienen anliegen.
 
Nach Abschluß aller Arbeiten und erfolgreichen Probefahrten wurden die ausgebesserten Stellen mit der Airbrush eingefärbt und die beschädigten Details in der Umgebung der Baustellen repariert.
 
 Weller Doppelweiche im Bau
Update 10.12.2016: Die Website von Günter Weller ist nicht mehr erreichbar, genaue Informationen über Grund und Ursache habe ich leider nicht. In Modellbahn-Foren wird die Meinung vertreten, Herr Weller habe seine Nebentätigkeit aus gesundheitlichen Gründen eingestellt.
Für den Übergangsbahnhof wurde eine Doppelweiche, oft als Dreiwegweiche bezeichnet, benötigt. Bei Tillig gab es nichts passendes und eine vorhandene Rocoline-Weiche hat mir auch nicht zugesagt. Zum Glück war eine geeigneter Bausatz von Günter Weller in Vorbereitung, den ich dann direkt ausprobieren konnte. Der Lieferumfang bestand aus einem gegossenen Schwellenrost aus Polyurethan und einer Bauzeichnung. Profile einschließlich Herzstücke und Zungen mußte man selbst anfertigen. Auf Anfrage lieferte Günter Weller auch fertig montierte Weichen. Ich hatte noch ein paar Tillig Weichenbausätze übrig und habe die darin enthaltenen Teile verwendet und viel Schleifarbeit sparen können.
 
Der Schwellenrost wurde zuerst sorgfältig mit Scheuermittel gereinigt und vom Trennmittel befreit. Die danach noch vorhandenen Schwimmhäute ließen sich einfach entfernen. Die Gleisprofile wurden nach Bauzeichung zugeschnitten und vorgebogen. Die Unterseiten der Profile wurden entfettet. Dann konnten die Teile mit Sekundenkleber auf den Schwellenrost geklebt werden. Durch die Verwendung von Tillig-Profile war die Passform ausgezeichnet, die Profile passten ohne Spiel zwischen die Kleineisen. Die Herzstücke verlötete ich zunächst auf der Bauzeichung und baute sie dann als komplettes Bauteil ein.
 
Die Zungen übernahm ich ebenfalls aus den vorhandenen Tillig Bausätzen. Sie wurden passend abgelängt und dann einfach an die richtige Stelle geklebt. Eine der Zunge ist sehr kurz und hat nur eine kleine Klebefläche. Günter Weller empfahl hier die Verwendung von Zungengelenken. Ich habe statt dessen kurze Drahtstücke an das Profil angelötet, entsprechende Löcher in den Schwellenrost gebohrt und das Gleisstück dann mit 2K-Klebstoff befestigt.
 
Die Stellschwellen wurden aus einer alten Chipkarte angefertigt. Das Material hat die benötigte Zähigkeit und ist sehr glatt, normales Polystyrol ist zu spröde und würde rasch brechen. Kurze Drahtwinkel wurden an der Zungenspitze eingelötet. Dazu habe ich Reste von der Sommerfeldt-Oberleitung verwendet, es ist harter Stahldraht mit einer Kupferschicht und lässt sich gut löten.
 
 Elektrische Anschlüsse
Die Bauanleitung empfahl, die Herzstücke elektrisch zu trennen und auf die übliche Weise zu polarisieren. Bei den normalen Tillig-Weichen schaltete ich die Flügelschienen samt Federzungen getrennt voneinander. Genauso habe ich bei der Doppelweiche versucht, die Anzahl der Trennstellen zu reduzieren und auch die Flügelschienen lageabhängig zu beschalten. Es gibt vier Gleisbereiche, die polarisiert sind, Farbkennung siehe Zeichnung:
  • Die linke, vordere Flügelschiene (orange) wird über den vorderen Antrieb geschaltet.
  • Beide rechten Flügelschienen (gelb) werden über den vorderen Antrieb geschaltet.
  • Das vordere, etwas kompliziertere Herzstück (grün) wird über den vorderen Antrieb geschaltet.
  • Das hintere Herzstück (hellblau) wird über den hinteren Antrieb geschaltet.
  • Alle anderen Gleisteile sind fest verdrahtet.
Alle Gleisstücke wurden entweder mit Anschlußdrähten oder mit Drahtbrücken versehen. Dabei mußte zügig gelötet werden, da sonst der Sekundenkleber kochen würde und seine Kraft verlöre. Die Gleistrasse wurde mit passenden Löchern vorbereitet, die Weiche konnte dann einfach eingebaut und angeschlossen werden.
 
Die fertige Weiche macht einen sehr stabilen und akkuraten Eindruck. Der Schwellenrost paßt ausgezeichnet und berücksichtigt auch die Lage der Radlenker. Durch das Gußverfahren liegt die Weiche flach auf, nichts ist krumm oder verzogen. Die Herzstück-Abmessungen habe ich für NEM-Radsätze vorgesehen. Bei Tests liefen auch RP25-Radsätze weitgehend problemlos durch die Weiche. Nur der Innenabstand der Räder ist kritisch. Hier werde ich entweder auch die RP25-Räder auf das NEM-Maß einstellen oder noch etwas an den Herzstücken feilen müssen. Dann sollte dem Mischbetrieb nichts mehr im Wege stehen.
 
 Komplette Weller-Weichenstraßen
Die Weichenstraße für den Hochofen entstand komplett aus Schwellenrosten von Weller und Schienenprofilen von Tillig. Mit Reserveteilen kam so über ein Dutzend Weichen zusammen. Deshalb kamen Bohrmaschine, Tellerschleifer und Kreissäge zum Einsatz. Gerade die Anfertigung der Herzstücke und der Weichenzungen bedeuteten viel Schleifarbeit. Der größte Teil ließ sich mit dem Tellerschleifer gut erledigen. Für die restlichen Arbeiten verwendete ich eine Proxxon Handbohrmaschine mit Fräskopf, die ich in einen Halter einspannte.
 
Die ersten Weichen fielen noch nicht optimal aus, aber dann lief die Kleinserienfertigung gut an. Die Profile wurden mit UHU Plus Schnellfest 2K-Kleber aufgeklebt. Zuvor bohrte ich kleine Sacklöcher in die Schwellenroste, damit sich der Kleber gut festsetzen konnte. Die Mitnehmer an den Zungen entstanden wieder aus verkupfertem Stahldraht von Sommerfeldt, die Stellschwellen lieferte wiederum Weller als Rohlinge.
 
Die Weichenstraße wurde auf der abnehmbaren Grundplatte montiert. Damit ich leichter an die Baustellen heran konnte, kam die Grundplatte auf zwei Holzböcke in die Mitte des Kellerraums. Statt Rocoline verwendete ich diesmal Flexgleise von Tillig. Damit sparte ich mir die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Schienenprofilen. Während ich bei den Tilligweichen im Werksbahnhof dreipolige Umschalter verwendet hatte, setzte ich bei den Weller-Weichen klassische Trennstellen und einpolige Umschalter für die Herzstücke ein. Die Trennstellen wurden mit einem dünnen Laubsägeblatt geschnitten, eine doppelte Lage 120g-Papier passte genau in die Lücke und wird mit Sekundenkleber versiegelt.
Zugschluß