Die Oberleitung entstand unter Verwendung von Sommerfeldt-Material. Die Masten sind nicht ganz so fein detailliert wie die Produkte von Viessmann, aber mir ist die Stabilität
der Metallmaste mit der Gewindebefestigung wichtiger. Meine vorherigen Modellbahnanlagen waren nicht mit Oberleitung ausgestattet. Nun sollten aber auch elektrische Loks, insbesondere
die Einheitsbaureihen 110/140/141, zum Einsatz kommen, also mußte ein Draht her. Es sollte ein Drama in drei Akten werden.
Der erste Bauabschnitt der Oberleitung deckte die Bahnhofseinfahrt ab. Das Gelände hinter den Gleisen war
soweit gestaltet, daß Beschädigungen der Oberleitung durch weitere Landschaftsarbeiten nicht zu befürchten waren. Zunächst wurden die Standorte der Masten markiert. Mit einem Bohrständer
bohrte ich dann die Löcher für die Gewindestangen. Hierbei achtete ich darauf, daß die Bohrungen lotrecht sind. Für die eigentliche Montage hatte ich den betroffenen Anlagenteil
ausgebaut und in der Mitte des Anlagenraums auf zwei Holzböcken gut erreichbar aufgestellt. Da dies meine erste Modelloberleitung war, wollte ich möglichst viel Platz und gute Erreichbarkeit
haben - schließlich ist es beim ersten Mal ohnehin knifflig genug.
Die Quertragwerke habe ich aus den
entsprechenden Masten von Sommerfeld sowie aus 0,5mm verkupfertem Stahldraht (Sommerfeldt-Nr. 090) sowie Isolatoren Nr. 407 selbst montiert. Das Quertragwerk besteht aus zwei horizontalen
Drähten, den Richtseilen, die jeweils außen zum Mast hin einen Isolator haben. Über jeder Gleismitte befindet sich ein senkrechter Draht, der Hänger. Schließlich wird das Ganze nach oben
durch ein polygon-artig verlegtes Drahtpaar, die Tragseile, abgeschlossen.
Vor dem Einbau erhielten die Masten Rostspuren mit der Spritzpistole. Dann wurden sie festgeschraubt und die Montage der Quertragwerke folgte. Zunächst verlegte ich die beiden
horizontalen Richtseile. Mit Schraubzwingen sorgte ich für Vorspannung, dadurch hatte ich beim Anlöten an den Masten etwas Spiel. Dabei durft ich nicht vergessen, auf jeden Draht
zwei Isolatoren aufzuschieben.
Löterei
Die senkrechten Hänger waren dann schon schwieriger. Auf Anhieb habe ich sie nicht hinbekommen. Schließlich heftete ich die Drähte am unteren Richtseil leicht mit dem Lötkolben an.
Dabei achtete ich darauf, daß die Lötstelle über der Gleismitte lag. Dabei half ein alter Wagen mit einer Lehre aus Pappe und Draht. Anschließend lötete ich die Verbindung zum oberen
Richtseile und prüfte dabei mit einem Geodreieck die richtige Lage des senkrechten Drahtes. Meist verzog sich dabei der Hängerdraht, so daß die untere Lötstelle nochmals korrigiert
werden mußte. Abschließend wurde von oben je ein Isolator aufgesteckt.
Die polygonen Tragseile waren dann noch etwas kniffliger. Ich bog die Drähte passend vor, dazu waren oft mehrere Versuche nötig. Dann lötete ich einen der beiden Drähte an und
anschließend wurde der zweite Draht parallel zum ersten mit kleinen Klemmen fixiert. Danach heizte ich die Lötpunkte nochmal auf, so daß auch der zweite Draht fest saß. Abschließend
wurden die senkrechten Drähte abgeknipst und bündig gefeilt. Die fertigen Quertragwerke wurden dann mit der Spritzpistole dunkelgrün lackiert. Die Fahrleitungen sollten nach Fertigstellung
des Bahnsteigs folgen.
Überarbeitung der Quertragwerke
Nun hatte ich die Quertragwerke glücklich fertig und sogar einen Baubericht online gestellt und was passierte: Aufmerksame Leser machten mich darauf aufmerksam, daß
die Geometrie der Tragseile allen Gesetzen der Statik widersprach. In der Tat hatte ich schon ein Störgefühl, ohne mir den Grund dafür erklären zu konnen. Die Tragseile bilden
tatsächlich eine sogenannte Kettenkurve. Überall dort, wo ein Hänger montiert ist, entsteht ein deutlicher Knick in den Tragseilen, die außerdem auch nicht waagerecht verlaufen können.
Weiterhin verlaufen die Hänger etwas geneigt, da die Fahrleitung in Kurven windschief montiert wird. Besonders die falsche Form der Tragseile hatte die Wirkung der Quertragwerke
beeinträchtigt, so daß ich alles erneuert habe.
Für jedes der Quertragwerke wurde am PC eine Vorlage erstellt. Hierzu verwendete ich wieder CADrail, da die Ausdrucke auf den Millimeter genau erstellt werden können. Die Hänger
liegen am unteren Querseil etwa 4mm gegenüber der Gleisachse zur Kurvenaußenseite verschoben. Am oberen Querseil beträgt die Abweichung nur noch 2mm, so daß die Hänger schräg verlaufen.
Zwischen oberem Querseil und Tragseil verlaufen die Hänger wieder senkrecht, dort fanden auch die Isolatoren ihren Platz.
Die Vorlagen wurden auf festes 150g Papier gedruckt. Zunächst dienten sie als Hilfe beim Biegen der Tragseile und der Hänger. Auf der Anlage wurden nun die beiden Querseile montiert.
Dazu erhielten kleine Messingprofile eine passende Bohrung, dort wurden die 0,5mm Drahte des Quertragwerkes festgelötet und in die Masteb eingefädelt. Das andere Ende wurde ebenfalls
mit einen kleinen Querprofil versehen und unter Zugspannung am vorderen Mast befestigt. Dabei habe ich mich bemührt, rechtzeitig an die Isolatoren denken. Etwas Mastfarbe von Sommerfeldt
sorgte für unauffälliges Aussehen.
Die Papierschablone wurde nun ausgeschnitten und mit Haarclips an den beiden Querseilen befestigt. Die Hänger wurden einzeln zwischen Papier und Querseilen an den richtigen Platz
geschoben und festgelötet. Isolatoren wurden oben aufgesteckt und dann die vorgebogenen Tragseile angebracht. Durch die Verwendung der Schablonen war die Montage deutlich einfacher
als die freihändige Arbeit im ersten Anlauf.
Die Fahrleitungen wurden direkt am unteren Querseil befestigt. Zunächst wurde eine Fahrleitung im mittleren Abschnitt festgelötet. Hier wurde es knifflig, da sich dadurch auch
eine Lötstelle des Hängers wieder löste, also war Fummelei angesagt. Die anschließenden Fahrleitungen erhielten an einem Ende eine kleine Öse und wurden nur eingehängt. Den Versuch,
vier Drähte im freien Raum paßgenau zu verlöten, wollte ich mir dann doch sparen. Am jeweils anderen Ende wurde die Fahrleitung unter etwas Zugspannung am nächsten Quertragwerk angelötet
und die folgende Fahrleitung wieder mit einer Öse eingehängt. In der Bahnhofshalle sind die Fahrdrähte über eine Feder gespannt.
Die neu bespannte Strecke wurde mit Zeitungspapier abgedeckt. Quertragwerke und Fahrleitungen wurden mit stark verdünntem Revell 46 Olivgrün gespritzt. An einigen Stellen schimmerte
noch der Kupferton hindurch. Das habe ich so gelassen, da mir die Wirkung gut gefällt.
Überarbeitung der Fahrleitung
Endlich war die Oberleitung fertig. Die Quertragwerke waren etwas verzogen, aber damit konnte ich (eher schlecht als recht) leben. Leider begannen die Lötstellen der Fahrleitung,
sich nach und nach in Wohlgefallen aufzulösen. Fast täglich konnte ich eine neue Stelle flicken. Darunter litt die Optik dann doch erheblich, so daß ich alle Fahrdrähte wieder abmontierte.
Im zweiten Anlauf habe ich die Verlegung nach dem Archimedischen Prinzip (Gebt mir einen festen Punkt!) am Fixpunkt begonnen. Die Fahrleitung wurde am Gittermast durchgesteckt und mit zwei
kleinen Messingprofilen befestigt. Eine der Fahrleitungen endet nicht am Fixpunkt, sondern überspannt weitere Hauptstrecke. Dafür wurde dort zunächst eine provisorische Befestigung erstellt.
Am anderen Ende erhielten die Fahrleitungen genau auf Höhe des ersten Quertragwerkes eine kleine Öse (Durchmesser kleiner 1mm) und wurden in das Quertragwerk eingehängt. Die weiteren
Fahrleitungen wurden dann zwischen den nächsten Quertragwerken angelegt, mit Ösen versehen und ebenfalls eingehängt. Die Arbeit über dem bereits gestalteten Bahnsteig erfolgten mit
großer Vorsicht, damit es nicht zu Beschädigungen kam. In bzw. hinter der Bahnsteighalle enden die Fahrleitungen an einfachen Betonmasten. Dort wurde dann ein Draht eingehängt, der über
eine Spiralfeder vorgespannt ist und an einer langen Schraube endet.
Trotz der Federspannung traten kaum Verzerrungen der Quertragwerke auf, da der Fahrdraht unter Zug nicht nachgibt. Die Ösen erwiesen sich als sehr haltbar. Erst im gespannten Zustand
wurden die Tragseile der Fahrleitung an die Quertragwerke angelötet. Abschließend wurden die Lötstellen versäubert und die Oberleitung erneut mit dem Airbrush lackiert.