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 Hochbunker für den Hochofen
 Inspiration Duisburg Meiderich
Die Anregungen für meinen Hochbunker kamen aus dem Landschaftspark Duisburg-Meiderich. Dort wurden bei einem Abschnitt des Hochbunkers interessante Stützsäulen aus Beton gegossen, welche die ansonsten sehr wuchtige Erscheinung des Bunkers auflockern und den Eindruck eines ungefügen Betonklotzes vermeiden.
 
Der Bunker hat ein "Kellergeschoß", dort unten fuhr früher ein kleiner motorisierter Selbstentlader hin und her, die "Möllerbahn". Das Gleis der Möllerbahn führte an den Auslauföffnungen der Bunkertaschen entlang. Der Wagen wurde mit einem Gemisch aus Erz und Zuschlagstoffen, dem "Möller" beladen und fuhr dann zur Entladestelle, dort wurde der Möller in den Hunte des Schrägaufzugs gekippt. Heute steht die stillgelegte Möllerbahn teilweise unter Wasser. In Duisburg wurden die Koksbunker mit einer Kranbrücke entleert. Bei meinem Modell verzichtete ich darauf und nehme einfach an, daß meine unsichtbare Möllerbahn auch den Koks transportiert.
 
 2005: Unterbau für den Hochbunker
Die Hochbahn mündet in den Hochbunker. Die Gleise führen durch einen Übergangsbogen, die Weiche aus dem Tilligbausatz paßt sich der Krümmung geschmeidig an. Links neben dem Gleis ist die Fläche für ein kleines Stellwerk vorgesehen. Die Werkbahn fährt an dieser Stelle durch eine Unterführung unter der Hochbahn hindurch.
 
Bei der Montage der Bunkertrasse waren die Lichtschalter im Weg. Sie wurden kurzerhand an eine andere Stelle verlegt. Der eigentliche Bunker wurde später in den offenen Kasten eingesetzt. Die Entladegleise verlaufen auf stabilen Alu-Vierkantrohren über den Bunkertaschen. Sie liegen nur außen auf dem Holzkasten auf, der Hochbunker selbst hat keine tragende Funktion haben und mußte daher nicht 100% akkurat werden.
 
 2011: Pappkamerad und Papierbeton
Angeregt durch Peters Holbeck Resteverwertungen hattee ich mir auch den Rest gegeben und aus den allgegenwärtigen amazon-Kartons einen Pappkameraden geschnitzt. Dieser Prototyp war recht grob, gab aber erste gute Vorstellung der späteren Wirkung. Für den späteren seitlichen Anlagenabschluß wurde erstmal ein Stück MDF an die Stelle gesetzt, an der später ein Spiegel montiert werden sollte. Der Testbunker ließ erkennen, daß die Proportionen nicht stimmten: Die Stützabstände mussten kürzer und die Stützen selbst schmaler werden. Grundsätzlich waren die Abmessungen aber in Ordnung.
 
Meine ursprünglicher Plan bestand darin, den Bunker aus einen Polystyrol-Kern zu bauen und dann Beton-Gipsplatten aufzukleben. Aber diese Gipsplatten sind recht dick und für eine solche "Filigranarbeit" etwas derb. Erneut bewährte sich der Hinweis von Thomas Hense auf die Texturensammlung TexturesCom, die bereits für den Bau eines Stellpultes hilfreich war. Also habe ich ein paar Betonoberflächen ausgedruckt, zugeschnitten und auf den Pappbunker geklebt. Einige Versuche mit Photoshop waren nötig, um den passenden Farbton und den geeigneten Kontrast zu finden. Unterschiedliche Varianten wurden testhalber aufgeklebt und bei Anlagenbeleuchtung beurteilt. Nur so konnte die Wirkung richtig eingeschätzt. Für die Ausdrucke verwendete ich kein Fotopapier, sondern 120g Schreibpapier mit normaler Oberfläche.
 
 Entladebrücken
Parallel zu den Tests mit Pappe und Papier begann ich mit dem Bau der beiden Gleisbrücken. Sie sollten später auf der Konstruktion aufliegen und bündig mit den Trassen rechts und links des Bunkers abschließen. Ich orientierte mich an den alten Entladebrücken in Meiderich, die aus genieteten Teilen bestehen. Im Modell verwendete ich 00-Bauteile (SS57 Vari-Girder Plate Girder Panels) von Wills (UK), die ich zu diesem Zweck 5 Jahren zuvor in Birmingham auf der Warley Expo gekauft hatte - es geht nichts über vorausschauende Planung.
 
Leider war der Konstrukteur so ungeschickt, die Ausdrücker der Spritzgußform auf der "Sichtseite" einzubauen und diese kreisrunden Abdrücke mmußte ich mühsam mit Sandpapier entfernen. Die Einzelteile wurden zu Streifen aneinander und dann mit Kraftkleber auf ein Alu-Vierkantrohr geklebt. Die Alu-Vierkantrohre waren bereits in die Anlage eingepaßt und Flexgleise darauf befestigt worden. Weil nicht genug Teile vorhanden waren, hatte ich aus Resten ein Stück modernisierte Ersatzbrücke in geschweißter Ausführung eingefügt. Der Gleiszwischenraum und die Seiten wurden mit Riffelblech und zusätzlichen Blechstreifen aus dem Wills-Set verdeckt, die Schwellen sind dann kaum noch zu sehen.
 
Wenn man genau hinsieht, dann ist die Konstruktion nicht 100% stimmig, die Blechträger müssten eigentlich genau unter den Schienenprofilen verlaufen, um die Last aufzunehmen. Ein Kompromiß, der den bereits vorhandenen Alu-Vierkantrohren geschuldet war. Im Vergleich mit dem Original fällt auf, daß dort die Gleisprofile deutlich näher an der Außenkante der Brücke liegen. Außerdem läßt sich erkennen, daß die Bunkertaschen kürzer als beim Papp-Prototypen sind.
 
 Selitron-Bauweise
Der Bunker wurde dann nicht aus Pappe oder Polystyrol gebaut, sondern aus extrudiertem PS-Hartschaum. Dieses Material ist als große 3mm-Platte im Baumarkt erhältlich, zum Beispiel "bei OBI" unter dem Namen Selitron. Ein Paket mit 10 Platten (60x80cm) kostete um die 13 Euro und reichte locker für den gesamten Hochbunker. Warum 3mm Hartschaum? Die Wellpappe ist recht stabil, aber das luftige Innenleben hat mir beim Zuschneiden Probleme gemacht. Das Cuttermesser rutschte schnell mal an den Verstärkungswellen ab. Und nachträgliche Korrekturen um wenige Millimeter waren auch schwer, weil das "Deckblatt" wegknickte. Unschön waren auch die Stirnflächen, die wenig Auflage für Kleber bieten und mir auch nicht als optimaler Untergrund für den Papierbeton erschienen. PS-Platten wären auch eine Möglichkeit, aber die Konstruktion braucht ordentliche Wandstärke, also entweder 3mm PS doppellagig oder hohle "Wandkästen". In beiden Fällen aufwendig, sei es beim Zuschnitt, sei es bei der Passung.
 
Ich machte mir noch eine Schnittzeichnung mit CADrail und schnitt die ersten Teile mit Stahllineal und Geodreieck aus. Diese Teile fielen sehr unterschiedlich aus und waren für meine kleine Serienfertigung ungeeignet. Also bauten ich einige Schablonen aus Polystyrol. Die Zwischenwände des Bunkers bestehen aus 5 Lagen zu je 3mm. Die beiden äußeren Lagen haben Nuten, in die später die Längswände der Bunkertaschen eingeklebt wurden. Erste Klebeversuche mit UHU "Flinke Flasche" waren ein Reinfall, bei den großflächigen Wandteilen dauerte es sehr lange, bis der Kleber abgebunden hatte. Deshalb bin ich den Empfehlungen auf der Selitron-Verpackung gefolgt und verwendete Ovalit S von Henkel, eigentlich für "schwerste" Wandbehänge gedacht. Diese Kleber hat die Konsistenz von Nutella und läßt sich gut verarbeiten, hohe Anfangshaftung, aber trotzdem korrigierbar. Probehalber wurde ein erster Bunkerabschnitt zusammengebaut, um zu kontrollieren, ob das Schnittmuster in Ordnung war.
 
Der Bunker entstand dann mit einer Taschenlänge von 15cm, weil das bei einer vorgegebenen Gesamtlänge von 90cm gut passte und in etwas einem OOt-Wagen entspricht. Weitere Mittelstützen ohne Bunkerwand habe ich ergänzt, um die seitlichen Proportionen (Säulenhöhe zu Säulenabstand) an das Vorbild in Meiderich anzugleichen. Nicht vorbildlich sind die leicht vorspringenden Säulenvorderseiten, bei Original liegt alles in einer vertikalen Ebene. Die aufgeklebten Streifen helfen dabei, unsaubere Schnittkanten zu verstecken und lockern die Fläche auf. Die ganze Angelegenheit gelang sehr rechtwinklig, die Bauweise mit den einzelnen Lagen führte fast automatisch zu einer guten Maßhaltigkeit. Auch der Kleber bewährte sich und eignete sich sogar zum Verspachteln von kleinen Lücken und Spalten.
 
 Spiegeltrick und Anlagenabschluß
Der seitliche Anlagenabschluß erfolgte wieder - genau wie beim Bahnhof Hüttenheim-West - mit einem großen Spiegel. Der Glaser hatte die Öffnungen für die Gleise nach meinen Vorgaben ausgeschnitten. Der Spiegel wurde mit speziellen Klebestreifen auf der bereits passend zugeschnittenen MDF-Platte aufgeklebt und an die Anlage angesetzt. Das ganze Teil wurde an der Unterkante mit Holzdübeln und an der Seite mit zwei Schrauben an der Wand fixiert. Für Bau- und Wartungsarbeiten läßt sich der Spiegel mit wenigen Handgriffen abnehmen. Damit die Durchfahrt durch den Spiegel nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist, soll sie später mit Rohrleitungen und anderen Sichtblockern getarnt werden. Die künftigen hohen Strukturen um den Hochofen werden genug Möglichkeiten dazu bieten.
 
Die beiden Gleise auf dem Bunker sowie ein weiteres Gleis im Erdgeschoß führen durch den Spiegel. Die Bunkergleise enden in 20cm langen Gleisstummeln. Sie werden separat über eine Besetztmeldung mit Gleisspannung versorgt und können später als Meldeabschnitt für eine Pendelzugsteuerung dienen. Das untere Gleis wurde erst später verlegt - auf den Fotos ist nur ein Provisorium zu sehen - und kann irgendwann um einen kleinen Fiddle Yard vor der Eingangstür erweitert werden.
 
 Betonverkleidung
Ein ganzer Schwung von Betonpapier wurde ausgedruckt und dann die passenden Stücke für den Bunker zugeschnitten. Das war eine entspannte Angelegenheit, weil es sich entweder um rechteckige Stücke handelte, oder dreieckige Teile, bei denen die Schablonen vom Selitron-Zuschnitt erneut verwendet werden konnten. Die Knickkanten wurden mit einer stumpfen Klinge vorgefalzt und die Betonteile mit UHU Flinke Flasche aufgeklebt.
 
Vergleich Vorbild-Modell: Bei den Säulenfronten hat man die Schalbretter vertikal gelegt - ist auch logisch, warum sollte man viele kleine Stücke schneiden? Auch die schräge Verstärkungsrippe ist längsgeschalt. Und die Säulenkante zeigt keinerlei Struktur, vielleicht hatte man hat die Innenecke der Verschalung mit einer Dreiecksleiste verstärkt bzw. damit die Fuge abgedichtet. Diese Struktur wurde auch im Modell berücksichtigt, auf dem Modellfoto kann man deutlich die unterschiedlichen Fugenrichtungen auf den Stützen erkennen.
 
 Laufstege für Bedienpersonal
Der Bunker erhielt Laufstege für das Bedienpersonal, welches bei Wind und Wetter die Entladeklappen der Waggons öffnen muß. Die Stege verlaufen entlang der Längsachsen, und zwar vorn, hinten und in der Mitte zwischen den beiden Gleisen. Zunächst testete ich einen Laufsteg von Joswood, in LaserCut-Technik erstellt. Das durchgelasterte Bodenblech war toll gemacht, das Geländer fand ich jedoch reichlich dimensioniert - sicher ein Tribut an das Material. Deshalb und weil der Durchblick später nicht zur Geltung kommen sollte, sind die Stege aus Polystyrol und Messingkleinprofilen für das Geländer entstanden.
 
Bei einer ersten Berechnung kam ich auf rund 16 Meter laufende Länge für die benötigten Messingkleinprofile, das wäre zu teuer gewesen. Schließlich wurden Brawas "Riffelblech" (#2836), Fallers "Eisengeländer" (#180403) und selbstgeschnittene schmale PS-Streifen verwendet. Da die Bauelemente durch Säge- und Schneideinwirkung verzogen waren, mussten sie zum Verkleben auf einer planen Unterlage festgeklemmt werden. Dazu verwendete ich ein Stück Spiegelglas. Geklebt wurde mit Nitroverdünnung, die sich dank Kapillareffekt von selbst in den Klebefugen verteilte.
 
Die Laufstege wurden zunächst in einem Grünton gespritzt, ähnlich Reseda-Grün. Anschließend wurden Rostspuren in verschiedenen Rotbrauntönen aufgebracht. Zum Schluß wurden die Strukturen der Bodenbleche mit trocken aufgepinselter silberner Farbe hervorgehoben. Die fertigen Laufstege wurden mit Ovalit S auf den Bunkerwänden befestigt. Der Kleber erlaubte Korrekturen und gleicht geringe Höhenunterschiede aus.
 
 Finish und Einbau in die Anlage
Der Bunker selbst und die Gleisbrücke erhielten ebenfalls etwas Farbe. Dazu wurden mit dem Airbrush ein paar Rost- und Ockertönen über die Betonflächen gewedelt, um die Verfärbung durch den Hochofenstaub anzudeuten - für den Hintergrund reichte das erstmal. Eine Befüllung der Bunkertaschen wurde nicht nachgebildet, weil sie später durch den engen Spalt zwischen Bunkerwand und Entladenbrücke nicht zu sehen ist.
 
Der Bunker wurde in die Lücke der Hochbahntrasse eingesetzt, die Gleisbrücken elektrisch angeschlossen und in den Bunker eingelegt. Die ganze Konstruktion ist vorläufig noch abnehmbar, um die weitere Gestaltung des Bereiches einschließlich Schrägaufzug zum Hochofen zu erleichtern. Außerdem wurden auch die Halteabschnitte am Ende der Bunkergleise verlegt und angeschlossen. Die Halteabschnitte sind separat an die Gleisbesetzmeldung angeschlossen und ermöglichen automatischen Pendelzugverkehr auf der Hochbahn. Außerdem wurde der seitliche Anlagenabschluß mit einem großen Spiegel versehe. Die wichtigen Testfahrten verliefen erfolgreich, der Hochbunker konnte in Betrieb genommen werden.
Zugschluß