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 Steuerwagen für Güterzüge bei der RAG
Zwischen dem RAG-Bergwerk West in Kamp-Linfort und der Bergeentladestelle Pattberg direkt an der A42 gab es bis 2012 einen Pendelverkehr der RAG, den ich oft als Berufspendler beobachten konnte. Die Züge waren meist mit Henschel DHG 500 in der orangen RAG-Lackierung bespannt. Die Leerfahrt zurück zum Bergwerk West wurde geschoben. Als Schutz vor Wind und Wetter hatte die RAG "Steuerwagen" aus Resten zusammengebaut. Das Chassis stammte vermutlich von ausrangierten 2-achsigen Selbstentlader, die eigentliche Bude war ein altes Führerhaus. Je nach Ausstattung des Wagens ist möglicherweise der Begriff "Vorstellwagen" passender, leider liegen mir dazu keinen genaueren Informationen vor. Etwa im Jahr 2000 hatte ich noch mit meiner Analogkamera ein paar Fotos der Zuggarnituren gemacht. Als ich Jahre später mit der neuen Digitalkamera Fotos machen wollte, war es leider zu spät und ich fand nur noch verlassene Gleise vor.
 
 Erste Schritte und Versuche
2015: Arbeitsgrundlage waren meine alten Fotos sowie ein paar Fundstücke aus dem Internet von mittlerer Qualität. Zwei Fahrgestelle von Rocos OOt42 sowie je ein Führerhaus von V60 und V100 sollten als Basis dienen. Erste Fahrversuche fanden 2015 statt, zu diesem Zeitpunkt war auch die passende Henschel DHG 500 als Zuglok vorhanden. So richtig hat das Projekt aber nicht Fahrt aufgenommen: für den Nachbau des Geländers und der Stirnbeleuchtung fehlten mir die richtigen Ideen.
 
2021: Mit dem 3D-Drucker standen dann neue Möglichkeiten offen. Ein erster Prototyp mit vereinfachter Geometrie sollte erste Anhaltspunkte zur Machbarkeit geben. Als Fahrgestell waren weiterhin die gekürzten Untergestelle der Roco OOt42 gedacht, inkl. Kurzkupplungskulisse. Bei den ersten Fahrversuchen zeigte sich jedoch schnell, daß Chassis plus 3d-gedruckter Aufbau in Summe zu hoch lagen, die Fuhre musste also tiefergelegt werden. Ein Jahr später wurde ein zweiter Prototyp konstruiert, dabei habe ich auf das Roco-Chassis verzichtet. Die Drehgestelle wurden direkt in das gedruckte Unterteil eingesetzt, dafür sind entsprechende Halterungen als Teil des Untergestells erstellt worden. Die Kupplungen werden mit den Kadee-Boxen direkt in passende Aussparungen eingeklebt, auf eine Kurzkupplungskulisse verzichte ich hier. Die erste Version hatte verbesserte Fronten und am Stück mitgedruckte Ballastkästen, die nächste Version am Stück mitgedruckte Bühne, dafür aber separate Ballastkästen. Bei der finalen Version habe ich die Bühne ebenfalls separat gedruckt, und zwar gleich mehrfach. Es ist ein filigranes Bauteil, mit Verlusten ist beim Zusammenbau zu rechnen.
 
 Vorläufiges Provisorium
2023 hatte ich mir fest vorgenommen, die Vorstellwagen endlich fertig zu stellen. Die beiden Roco-Führerhäuser wurden von Bedruckung und Farbe befreit. Die Frontflächen habe ich mit Polystyrolplatten verschlossen und die verbliebenen Spalten verspachtelt und abgeschliffen. Die Vorderseite haben dann eine Stirnleuchte für das Dreilicht-Spitzensignal erhalten. Anschließend habe ich die Bauteile in PH-Grün und die Dachflächen in Zementgrau lackiert.
 
Nun sind die Vorstellwagen nur bei Schiebebetrieb besetzt, bei normaler Zugfahrt sitzt der Rangierlokführer in der Lokomotive. Das möchte ich auch ansatzweise im Modell darstellen, zumindest bei den Vorstellwagen. Dazu hatte ich über digital steuerbare Microservos nachgedacht, um eine entsprechende Preiserfigur in Position klappen zu können. Schließlich habe ich mich dazu entschieden, eine ganz einfache, manuell zu betätigende mechanische Lösung zu basteln. Ein kurzes Stück Ms-Rohr und ein Draht reichen dafür schon aus. Außerdem musste die richtige Kadee-Kupplung gefunden werden. Das war schwierig, da selbst die lange Ausführung zu kurz war. Ursache waren die Federpuffer, die doch sehr weit nach vorne ragten. Ich habe sie daher in mittlerer Position fixiert, dann klappt es mit den Abmessungen.
 
Da die Vorstellwagen eine Stirn- und Schlußbeleuchtung erhalten sollen, wird eine Stromversorgung gebraucht. Im ersten Anlauf habe ich Stromabnehmer aus Federdraht in die Drehgestelle eingebaut. Leider waren dann die Radsätze zu schwergängig und der Draht ließ sich nicht zufriedenstellend justieren. Daher habe ich wieder Messinglager von Peco eingebaut. Radsätze mit geteilten Achsen hatte ich noch ausreichend im Fundus, so war dann auch diese Aufgabe erledigt.
 
Nun war es an der Zeit, die grundierten Chassis zu lackieren und zu patinieren. An dieser Stelle gab es dann einen massiven Rückschlag: Die Washings mit verdünnter Ölfarbe haben die Treppchen-Artefakte in der Oberfläche der Resinteile sehr hervorgehoben, das hat mir nicht gefallen. Ich habe dann versucht, die Oberflächen mit Schleifpapier und Schlüsselfeile zu glätten. Das war mir auch gelungen, nur stellte ich bei der nächsten Grundierung fest, daß ich einige Ecken und Kanten bei den Schleifarbeiten zu stark abgetragen hatte und die Bauteile waren ein Fall für den sprichwörtliche Tonne.
 
Beim erneuten 3D-Druck der Teile ist mir aufgefallen, daß die Treppchen-Bildung sehr unterschiedlich ausgefallen war. Die Vorstellwagen mit den großen, ebenen Flächen sind leider besonders empfindlich dafür. Daher habe ich einige Versuche mit der räumlichen Anordnung und der Druckauflösung vorgenommen, bis sich ein einigermaßen brauchbares Ergebnis einstellte. Zusätzlich habe ich die 3D-Drucklinge zweimal grundiert und vorsichtig beigeschliffen. Aus den drei Serien habe ich mir dann die am besten gelungene Version herausgesucht und verwendet. Der Aufwand hat sich bestimmt gelohnt, aber doch mehr Zeit als gedacht in Anspruch genommen.
 
Die Chassis erhielten eine Basis-Patinierung mit dem Airbrush: zunächst einen hellgrauen Grundanstrich, darauf dann etwas pre-shadowing mit Mittelgrau, um die Helligkeits-Nuancen zu erzeugen. Danach wurden die Bauteile mit verschiedenen Rosttönen eingenebelt und an einigen Stellen dann gezielt Rostverläufe aufgebracht. Das sollte dann erstmal reichen, die Verfeinerung mit Washings findet später am fertigen Wagen statt.
 
Für die Befestigung der Drehgestelle hatte ich zunächst keine richtige Idee und habe die Haltezapfen der Drehgestelle einfach in das Chassis gesteckt. Natürlich fielen die Drehgestelle dann nach unten heraus, etwas unpraktisch im Betrieb. Als Lösung fand ich schließlich M2- und M3-Gewindeeinsätze von Ruthex. Sie sollen eigentlich per Lötkolben in das Resin eingeschmolzen werden, ich habe die vorhandenen Bohrungen aufgeweitet und die Einsätze mit 2K-Kleber eingeklebt. Vorhandene M3-Schrauben erhielten ein Distanzstück aus dünnem Alurohr, die Zylinderköpfe reichen dann, um die Drehgestelle zu halten. Damit das Chassis nicht zu wackelig auf den Gleisen steht, erhielt ein Drehgestell seitliche Auflagen zur Stabilisierung. Dies war etwas knifflig, da die Höhenlage der Puffer und der Kadeekupplungen anschließend passen mussten. Ein paar kleine Stücke von einer Rasterplatine dienen als Lötpunkte für die Stromaufnahme, damit war dann das Fahrgestell geschafft.
 
Zugschluß