Während der Abtransport der Hochofen-Schlacke meist per Werkbahn erfolgt, wird diese Aufgabe im Stahlwerk gerne von entsprechenden Radfahrzeugen übernommen. Dort sind
die Mengen geringer und es steht nicht genügend Platz für Gleisanlagen zur Verfügung. Als ich Ende der 90er bei Thyssen Informatik beschäftigt war, konnte ich diese Fahrzeuge hin und
wieder im Edelstahlwerk auf dem Weg zur Kantine im Einsatz sehen. Leider habe ich davon nie Bilder gemacht und kann diesen Beitrag nicht mit Vorbildfotos versehen.
Im Rahmen eines kleinen 3D-Tauschhandels hatte ich Gelegenheit, Teile für einen Faun Schlackentransporter zu drucken und mir daraus ein eigenes Modell zu bauen. Es
handelt sich um ein Fahrzeug vom Typ TRPW. Die Nutzlast betrug 45 t inkl. Schlackenkübel, das Fahrzeug war dann über 80 t schwer.
Zunächst habe ich die Einzelteile mit meinen 3D-Drucker erstellt und wie üblich verarbeitet. Die Fahrerkabine musste ich ein zweites Mal drucken, das erste Exemplar hatte kleine
Fehler. Im weiteren Verlauf diente es als Versuchskaninchen für Lackier- und Alterungsversuche. Nach dem Versäubern und Aushärten habe ich die Grundierung von Vallejo
aufgespritzt, im Anschluss dann das Chassis in hellgrau (Tamiya) und die Fahrerkabine in pastellorange (Elita RAL 2003) lackiert. Dann fand ein erster loser Zusammenbau statt. Das Passung war ganz ordentlich und ich
konnte nun erkennen, welche Teile ich selbst beisteuern musste.
Hubzylinder, Schutzdach und etwas Kleinkram sollten eigentlich aus der Restekiste entstehen. Ich habe aber die STL-Dateien nach FreeCad importiert und dann die
AddOns passen hinzu konstruiert. Im Vergleich zu den großen Teilen war es nur eine Kleinigkeit. Den Schlackenkübel konnte ich vom Eierbecherwagen übernehmen, es waren nur geringe
Änderungen notwendig. Die Gesamtwirkung konnte ich dann schon am Bildschirm einschätzen.
Zusammenbau und Lackierung
Sehr klassisch war hingegen die Anfertigung der Verglasung. Netterweise hatte ich dazu eine passende DXF-Datei erhalten. Diese habe ich als Schablonen ausgedruckt und mit doppelseitigem
Klebeband auf dünnes, durchsichtige Verpackungsmaterial für Oberhemden aufgeklebt. Mit Schere und Feile wurde dann die richtige Form herausgearbeitet, zwischendurch immer wieder
testweise in die Fensteröffnungen eingesetzt, bis alles richtig passte. Hierbei machte sich das überflüssige Fahrerhaus als Test-Dummy nützlich.
Die Fensterdichtungen habe ich mit einem dünnen Edding nachgezogen, zunächst zur Probe am unlackierten Testexemplar. Auch die farbliche Auslegung der Scheinwerfer und des FAUN-Schriftzugs
konnte ich damit erstmal üben. Schließlich wollte ich das richtige Fahrerhaus, mittlerweile mit mühsam auflackierten Warnstreifen versehen, nicht unnötig riskieren. Aus diesem Grund
wurde das Testexemplar im Anschluß ebenfalls pastellorange lackiert, damit ich dort die Wirkung des staubgrauen Washs ausprobieren konnte.
Auf das Chassis habe ich ebenfalls Warnstreifen auflackiert, wie am Fahrerhaus mit Hilfe von Abklebeband - anders als bei den Werkloks habe ich hier
keine Decals verwendet. Das Schutzdach ist aufgeklebt, die Hebearme sitzen auf einem Stück 4mm Alurohr und sind schwenkbar. Die Farbgebung der Räder erforderte etwas Geduld.
Zunächst hatte ich das gesamte Resin-Bauteil in gummi-grau gespritzt (AK rubber black), danach wurden dann die Felgen mit feinem Pinsel, Lupenbrille und ruhiger Hand farblich abgesetzt.
Patina und Einsatz
Betriebspuren und Patina sind für mich immer wieder Wundertüten. Der Schlackentransporter war eine besondere Herausforderung: Die vorhandenen Fotos zeigen Fahrzeuge
in sehr unterschiedlichen Zuständen und Umgebungen, daher ist es mir schwergefallen, typische Muster zu erkennen und nachzubilden. Und um ehrlich zu sein, bin ich mir
zu Beginn einer Aktion nie sicher, was dabei herauskommt. Aus diesem Grund fertige ich auch keine Etappenbilder an. Aber die wesentlichen Schritte lassen sich aufzählen:
Nach der Basislackierung in der Grundfarbe Hellgrau bzw. Pastellorange habe ich eine Schicht klaren Mattlack aufgespritzt. Die Fenster waren zu diesem Zeitpunkt
noch nicht eingebaut.
Das Fahrerhaus erhielt einen Wash mit Ammo PLW Light Grey. Anschließend habe ich den Farbauftrag mit einem weichen Pinsel, mit Terpentinersatz angefeuchtet, wieder
zurückgenommen, so daß nur in den Ecken und Ritzen deutliche Spuren blieben. Auf fast allen Flächen blieb nur ein Hauch. In einem zweiten Durchgang haben dann
die horizontalen Flächen an der Seite und an der Front nochmal eine Ladung erhalten.
Auf dem Schutzdach und auf dem Chassis habe ich mit einem alten Pinsel AK Terrains Concrete aufgetupft. Das ist eine betongraue Spachtelmasse, die für eine gewisse
Textur sorgt. Sie ist eigentlich für Maßstäbe 1:48 und größer gedacht und für H0 etwas übertrieben. Die Textur wirkt im direkten Fotovergleich unmaßstäblich, aber
mir erscheint eine gewisse Übertreibung nützlich, damit man überhaupt etwas erkennen kann.
Das Chassis bekam dann ebenfalls einen Wash mit Ammo PWL Light Grey. Im Bereich der Schwenkarme habe ich zusätzlich AK Engine Grime für etwas dunklere Spuren aufgebracht.
Beide Washes wurden dann, zum Teil naß in naß, mit dem weichen Terpentinpinsel verteilt und verblendet. Auch hier habe ich in einem zweiten und dritten Durchgang
korrigiert, also entweder etwas Wash nachgetragen oder weiter mit dem Pinsel verdünnt.
Im Bereich der Aufnahme für den Schlackenkübel habe ich die besonders beanspruchten Flächen dunkelgrau angepinselt, auch die Ränder haben ganz kleine Tupfen
erhalten. Dafür habe ich Gunze Iron verwendet, hierzu eignet sich aber Dunkelgrau genauso. Danach habe ich diesen Bereichen mit einem feinen Pinsel
AK Track Wash verpasst, das sorgt dann für die etwas rostige Optik.
Der wichtigste Schritt: Aufhören, wenn man noch darüber nachdenkt, welche letzten Verfeinerung noch möglich wären.
Der Faun wäre typischerweise mit Schlacke vom Konverter zum Schlackenbeet unterwegs. Leider fehlt auf meiner Anlage die Nachbildung der entsprechenden Verbindungsstraße.
Die Ausfahrt aus der Halle auf den Vorplatz ist eine Sackgasse, dort kann nirgendwo Schlacke abgekippt werden. So durfte der Schlackentransporter für ein Foto dort posieren,
musste dann aber den Platz räumen. Bis auf weiteres wird er neben den Schrottmulden abgestellt stehen. Später wird er sicherlich ein thematisch passendes Plätzchen bei der
Schlackenaufbereitung finden.
Aus dem Testdruck und Versuchskaninchen habe ich einen Rosthaufen gemacht, der in Zukunft das Schrottlager zieren wird.