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 Anforderungen - Was will ich eigentlich?
Irgendwann in der Planungsphase wurde aus der eingleisigen Nebenbahn mit Endbahnhof eine Industrieanlage mit Paradestrecke. Während dieser Entwicklung hat mich meine eigene Unentschlossenheit überrascht und ich habe dann versucht, meine Wünsche und Anforderungen an eine Modellbahnanlage zu formulieren. Danach habe ich die Anforderungen gewichtet, d.h. es gibt wichtige A-Anforderungen, die ein Muß darstellen, dann B-Anforderungen und schließlich C-Anforderungen, ganz nett wären. Für jeden Anlagenentwurf habe ich dann überprüft, wie weit jede der einzelnen Anforderungen (nicht) erfüllt wurden und dann eine Note zwischen -2 (sehr schlecht) und +2 (sehr gut) vergeben. Diese Noten multipliziert mit der jeweiligen Gewichtung ergaben dann eine Summe, welche den Wunscherfüllungsgrad angibt. Zur Vereinfachung habe ich alles in eine Excel-Datei gepackt, Interessierte können die Datei durch Rechtsklick auf das Bildchen links laden.
 
Natürlich ist dieser Ansatz trotz Berechnungen subjektiv, aber für mich wurden meine eigenen Bewertungskriterien klarer. Die Anforderungen sind hier erläutert. Zum Schluß dieser Seite findet sich die Anforderungsliste mit den Bewertungen für den aktuellen Anlagenplan.
 
Update 2024: Nach gut 20 Jahren habe ich die einzelnen Punkte retrospektiv kommentiert.
 
 1. Anlagenbau
Radius Personenstrecken: Die Strecken im sichtbaren Bereich, auf denen 26,4m-Wagen (d.h. 30cm lange Modelle) laufen sollten möglichst große Radien haben und nur von der Kurveninnenseite sichtbar sein. Ein Radius von 120cm ist gut. Update: Dieser Wert hat sich als guter Kompromiß bewährt.
 
Radius Werkbahn: Hier kommen als längste Wagen die 18cm langen 6-Achser zum Coiltransport zum Einsatz. Da ist ein Radius von 80 cm gut. Update: Tatsächlich sind mit den Torpedopfannen deutlich längere Wagen auf der Werkbahn unterwegs. Trotzdem würde ich wieder einen Wert in dieser Größenordnung verwenden, damit sich der Platzbedarf im Rahmen hält.
 
Radius verdeckte Strecken: Durch die Wendel war ein Radius von ca. 48cm vorhanden, er sollte nach Möglichkeit an anderen verdeckten Stellen mindesten genauso groß sein. Update: Bei einer Neuplanung würde ich hier einen größeren Wert anstreben oder auf Dampflokomotiven verzichten.
 
Anzahl verdeckte Abstellgleise: Davon hat man eigentlich nie genug, aber 10 Stück sind schon ganz gut Update: In der Tat, 10 sind nicht genug. Aber wo wäre Platz für weitere Abstellgleise gewesen?
 
Steigung Personenstrecke: Aus optischen Gründen sollte die Steigung möglichst gering, bzw. die Strecke eben verlaufen. Bei vielen Anlagen findet man im sichtbaren Bereich Steigungen über 3%, das erinnert mich an Auffahrrampen im Parkhaus, aber für Eisenbahnstrecken erscheint es mir unnatürlich steil. Ist natürlich eine Frage der Sehgewohnheiten. Alles unter 1% ist sehr gut, alles unter 2% ist noch gut. Update: Das hat sich bewährt, auch ohne Haftreifen lassen sich lange Züge über diese Steigungen fahren.
 
Steigung Werkbahn: Siehe oben.
 
Steigung verdeckte Strecken: Hier geht es um Betriebssicherheit. Die Wendel gibt knapp 3% vor, mehr sollte es auch an anderen Stellen nicht werden. Update: Die 3% sind wirklich die obere Grenze. Heute würde ich versuchen, die Steigung in der Wendel mit einem etwas größeren Radius zu entschärfen.
 
Minimale Gangbreite: Die engste Stelle im Bedienraum sollte für mich auch ohne Diät noch sicher passierbar sein. 70cm sind in Ordnung, alles darunter ist schlecht, darüber ist gut. Update: Hat sich bewährt, ich passe immer noch hindurch.
 
Typische Gangbreite: Das ist die Breite zum Stehen, Schauen und Gehen, die an den meisten Stellen vorzufinden ist. Um 100cm geht so, die Breite sollte möglichst größer sein, damit man auch mit Gästen noch ohne Platzangst spielen kann. Update: Es war definitiv die richtige Entscheidung, einen großen freien Innenraum zu planen. Es ist noch reichlich Anlagenfläche übrig und ich genieße die großzügige Gesamtwirkung.
 
Freier Zugang: Am liebsten wäre mir eine offene Anlage, d.h. man gelangt an alle Anlagenteile, ohne daß man sich unter der Anlage hindurch ducken oder Klappkonstruktionen öffnen muß. Ducken ist lästig, Klappkonstruktionen sind auch bei sorgfältiger Ausführung immer eine Ursache für Betriebsstörungen. Update: Es war für mich die richtige Entscheidung, auf eine Klappe zu verzichten.
 
 2. Zuggattungen
Hier unterscheide ich in die beliebten Zuggattungen
  • Elektrobetrieb
  • Schnellzüge
  • Eil- und Nahverkehrszüge
  • Ganzzüge
  • Nahgüterzüge
Wenn die Zuggattung überhaupt nicht auf der Anlage vertreten ist, dann werte ich das als sehr schlecht. Reines Durchfahren auf der Paradestrecke ist schon mal gut, Halt der Personenzüge im Bahnhof und Rangieren / Umbespannen von Güterzügen ist sehr gut. Natürlich habe ich die Zuggattungen unterschiedlich gewichtet ... siehe unten.
 
 3. Betrieb / Betriebstellen
DB-Bahnhof: Ein DB-Bahnhof mit mehreren Gleisen und Nebengleisen, in denen rangiert werden kann, ist sehr gut. Ein besserer Haltepunkt ist noch gut. Update: Die Beschränkung auf einen besseren Haltepunkt war eine gute Entscheidung.
 
Übergabebahnhof DB <-> Werk: 1-2 Gütergleise im DB-Bahnhof als Übergabegruppe ist gut, ein separater Übergabebahnhof ist sehr gut.
 
Hafenanschluß: Und natürlich würde ich gerne eine Hafenszene mit Kai, Lagerhäusern und großen Kränen nachbilden. Je mehr um so besser.
 
Industrieanschlüsse: Je mehr Industrieanschlüsse um so besser. Idealerweise werden unterschiedliche Wagentypen zugestellt und abgeholt, so daß später sinnvoller Güterbetrieb mit Wagenkarten erfolgen kann.
 
Werkbahn: Ein größerer Industrieanschluß mit längerem Anschlußgleis und eigener Werklok ist gut. Noch besser ist eine richtige Werkbahn mit eigenem Streckennetz. Update: Die Werkbahn war die besten Entscheidung von allen, bietet sie doch eine Menge Freiheitsgrade auch beim individuellen Rollmaterial.
 
BW mit Drehscheibe: Auch ich kann dem Reiz einer Drehscheibe nicht widerstehen und hätte gerne ein BW auf der Anlage. Update: Drehscheiben werden überschätzt.
 
Kreisverkehr: Nach ein paar Jahren Bad Knüsselsdorf mit Endbahnhof, kurzer Nebenbahn und folgendem Schattenbahnhof wünsche ich mir längere Strecken, auf denen ich den Zügen beim Fahren zusehen kann. Idealerweise gibt es eine Kreisstrecke - nicht auf den ersten Blick als solche erkennbar - auf der Zuggarnituren automatisch verkehren. Und daneben bzw. darin andere Bereiche, in denen gleichzeitig manuell gefahren und rangiert werden kann. So kommt auch ohne Mitspieler eine gutes Betriebsklima auf. Update: Das Fahren auf der Kreisstrecke bzw. zwischen den Kehrschleifen möchte ich nicht missen. Auf den Automatikbetrieb habe ich jedoch gerne verzichtet. Mir reicht es völlig, wenn sich nur ein Zug auf der Anlage bewegt.
 
Separate Betriebstellen: Mir ist wichtig, daß ich befreundete Modellbahner oder auch meine Kinder zum gemeinsamen Spielen einladen kann. Die Digitalsteuerung ist eine wichtige Voraussetzung, die Anlage sollte aber auch Spielbereiche aufweisen, in denen man sich ohne zu große gegenseitige Störung ans Fahren geben kann. Update: Das gemeinsam Spiel mit meinen Kindern hat nicht in dem erwarteten Umfang stattgefunden, aber befreundete Modellbahner sind hin und wieder zum Betriebstag hier und da funktionieren die Anlagenbereiche ausgezeichnet.
 
 4. Sonstiges
Überführungen / Brückenbauwerke: Brücken und Unterführungen bringen die Senkrechte als Gestaltungselement hinzu. Flache Anlagen auf einer Ebene erscheinen mir langweilig. Ich möchte, daß Strecken übereinander verlaufen. Update: Ja, die Anlage profitiert optisch sehr von den verschiedenen Ebenen.
 
Stadtgebiet-Gestaltung: Die Gestaltung eines Stadtviertel, evtl. auch nur als Hintergrund ist ein schönes Bastelthema und liefert viele Möglichkeiten zur Detailgestaltung.
 
Weiterverwendung Dorfgebäude: Für Bad Knüsselsdorf hatte ich einige Gebäude aus dem Karton, aber auch im Selbstbau erstellt. Die würde ich nach Möglichkeit auch auf der neuen Anlage verwenden. Update: Das hat sich als völlig unwichtig herausgestellt.
 
Selbstbau Industrieanlagen: Umbau und Selbstbau von Industrieanlagen finde ich sehr interessant und auch die Recherche vor Ort gefällt mir gut. Daher möchte ich auf meiner Anlage Gelegenheit haben, solche Gebäude und Strukturen zu plazieren. Update: Die Beschäftigung mit Industrieanlagen beim Vorbild hat sich als schönes Hobby im Hobby erwiesen.
 
 Bewertung des Anlagenplans Hüttenheim / Phoenix-West
Anforderung Gew. Erfüllung Note
Anlagenbau
Radius Personenverkehr A r=120cm, nur von innen sichtbar +1
Radius Werkbahn A r=80cm - 100cm +2
Radius verdeckte Strecke A r=48cm +1
Anzahl verdeckte Abstellgleise B 10 x 3,5m- 4,5m +2
Steigung Personenstrecke A maximal 1,7% +1
Steigung Werkbahn A unter 1,0% +2
Steigung verdeckte Strecke A 2,5% - 3,0% 0
Minimale Gangbreite B 60cm im Eingangsbereich -1
Typische Gangbreite A 200cm, der Innenraum ist frei +2
Freier Zugang B Ja, aber Kreisverkehr der Werkbahn unterbrochen, nur Punkt-zu-Punkt-Verkehr 0
 
Zuggattungen
Elektrobetrieb B DB-Strecke, alle Zuggattungen +2
Schnellzüge B Ja, ohne Halt +1
Eil- und Nahverkehrszüge A Ja, mit Halt +2
Ganzzüge A Ja, mit Übergabe im Übergabebahnhof +2
Nahgüterzüge A Ja, ohne Halt +1
 
Betrieb / Betriebsstellen
DB-Bahnhof B Nur Bahnsteig +1
Übergabebahnhof DB <-> Werk A 4 Gleise, separater Betriebsteil +2
Hafenanschluß B Nicht vorhanden -2
Industrieanschlüsse A Stahlwerk mit vielen Gleisen +2
Werkbahn A Große Anschlußbahn +2
BW mit Drehscheibe C Kleines Werkbahn-BW +1
Kreisverkehr A Eine DB-Strecke und zwei Werkbahnstrecken +2
Separate Betriebsstellen A DB-Strecke, Übergabebahnhof, Werkbahn, Hochbahn +2
 
Sonstiges
Überführungen / Brückenbauwerke A Viele Brücken und Unterführungen, evtl Stahl-Viadukt +2
Stadtgebiet-Gestaltung B Ja, mehrere Straßenzüge und hochgelegener Bahnhof mit Bahnsteighalle +2
Weiterverwendung Dorfgebäude C Gebäude von Bad Knüsseldorf können nicht weiterverwendet werden -2
Selbstbau Industrieanlagen B Viel Eigenbau und Umbau noch Vorbildphotos +2
Insgesamt werden 89 Punkte von 136 möglichen Punkten erreicht, also etwa eine Anforderungserfüllung von 2/3.
Zugschluß