Die Roco Multimaus ist ein komfortabler Handregler, doch hin und wieder stören die Verbindungskabel zur Anlage, besonders wenn drei Lokführer gleichzeitig
beschäftigt sind. Daher habe ich nach Funkhandreglern Ausschau gehalten. Leider sind die vorhandenen Lösungen teuer oder passen nicht zum Lenz-System. Die Verwendung von
Smartphone und App habe ich zunächst nicht in Betracht gezogen, weil mir die Rückkopplung der Bedienelemente fehlte. Da es aber kostenlose Lösungen gibt und in unserem
Haushalt mobile Endgeräte vorhanden sind, habe ich einen Versuch unternommen. Wichtig dabei: Die Steuerung per App funktioniert zusammen mit den vorhandenen Multimäusen,
beide Systeme können gleichzeitig verwendet werden.
Auf dem Notebook wurde das Software-Paket JMRI (Link zu Webseite: http://jmri.sourceforge.net) verwendet. Es besteht aus
mehreren Komponenten und man benötigt etwas Zeit und ein wenig Software-Verständnis, um die Anwendungen ans Laufen zu bekommen. Die Parameter für das Digitalsystem und
das LI100F-Interface wurden eingetragen, dann konnte JMRI Kontakt zur Lenz-Zentrale aufnehmen. Anschließend wurde unter JMRI der Empfänger für die App gestartet und das System
war einsatzbereit. Die Verbindung zwischen JMRI und App erfolgte per WLAN. Dazu hatte ich einen kleinen WLAN-Router direkt an das Notebook angeschlossen. Gäste konnten
sich dann einfach einloggen und benötigen keine Zugangsdaten für mein Haus-WLAN.
Nach meiner Einschätzung richtet sich JMRI an Menschen, die bereit sind, sich mit der Technik zu befassen. Es ist kein einfaches Plug&Play-Paket, Computer-Laien
dürften damit überfordert sein. Man braucht aber auch keine Programmierkenntnisse. Jeder, der schon einmal einen DCC-Dekoder etwas intensiver konfiguriert oder eine
neue Grafikkarte in seinen PC eingebaut hat, sollte auch eine JMRI-Installation schaffen. Die verfügbare Dokumentation ist meist englisch. Damit die Anwendung läuft,
müssen einige Systemeinstellungen korrekt vorgenommen werden, angefangen von den Kommunikationsdaten des DCC-Systems bis zu den IP-Adressen auf der WLAN-Seite.
JMRI bietet die Möglichkeit, alle Lokomotiven in einer Fuhrpark-Datenbank zu erfassen. Neben der Digitaladresse können auch Lokbilder abgelegt werden. Außerdem können
pro Lok auch Bezeichnungen für die einzelnen Funktionstasten angegeben werden. Ich verwendete Zg1/2 für die Lokbeleuchtung bzw. Zg1 und Zg2 für getrennt schaltbare
Stirn- und Schlußbeleuchtung. Mit R-Gang bezeichnete ich die Rangiergang-Funktion, sofern vorhanden. JMRI bietet noch eine Menge weitere Funktionen für die Konfiguration
und Verwaltung der Lokdekoder, die ich aber nicht einsetzte.
Für Android-Geräte gibt es die App Engine Driver, für iOS-Geräte die App WiThrottle lite. Beide Apps sind kostenlos. Mir gefiel besonders, daß sie die Lokliste aus
JMRI anzeigen und so die Lokauswahl ermöglichen, ohne daß man die DCC-Adresse der Fahrzeuge kennen muß. Auch die individuelle Belegung der Funktionstasten wird
übernommen. Beides sind große Vorteile, wenn man gelegentliche Besucher hat. In der Bedienung unterscheiden sich beide Apps kaum, der größte Unterschied ist die Ausrichtung
des Fahrregler - horizontal bzw. vertikal.
Zu meiner Überraschung hatte ich mich schnell an die Bedienung per Touchscreen gewöhnt. Nur hin und wieder brauchte ich einen kurzen Blick, um mit dem Finger die
richtige Stelle zu finden. Besonders bei Streckenfahrten ließen sich die Züge per App gut steuern. Beim Rangierbetrieb mit häufigem Richtungswechsel bevorzuge ich
weiter die Multimaus und den einfacheren Einhandbetrieb. Da traf es sich gut, daß beide Systeme gleichzeitig in Betrieb waren.
Zu meinem Bedauern habe ich festgestellt,
daß sich JMRI und Win-Digipet beim Zugriff auf das Lenz Interface behinderten, nur die zuerst gestartete Software konnte die Verbindung herstellen. Da der Wunsch nach einer
komplexen Automatik-Steuerung in den Hintergrund gerückt ist, wollte ich ausprobieren, ob JMRI als kleiner Helfer für ein Gleisbild und einfache Automatiken wie
Pendelzug und Stellwerk-Wächter geeignet ist. Win-Digipet würde dann z-gestellt werden.
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