Tagebuch: Vorzeit
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Die graue Vorzeit der Stahlbahn - meine Modellbahnen im letzten Jahrtausend |
Die Anfänge mit TRIX Express - 1970 |
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Die ersten Anfänge bestanden aus dem obligatorischen Starter-Oval, in diesem Fall mit einer BR80 und ein paar
Güterwagen von TRIX Express. Die große Überraschung gab es zu Weihnachten 1970: Die ehemalige Anlage eines Nachbarn, repariert
und aufgefrischt.
Der Gleisplan war ein verschlungenes Oval mit einem dreigleisigem Bahnhof in der Mitte. Zwei steile
Rampen stellten die Verbindung zwischen den beiden Anlagenebenen dar - für die schweren TRIX-Lokomotiven mit
Haftreifen kein Problem. Als Gleismaterial waren die Pappschienen mit Blechprofil aus der Nachkriegszeit verlegt,
leider waren die Gleise weder schön noch stabil.
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Tabula rasa |
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Ein paar Jahre später wurde die Anlagenplatte leer geräumt und mit neuem Gleismaterial - diesmal aus Kunststoff
und Neusilber - eine neue Anlage gebaut. Diesmal sollte es ein Kopfbahnhof werden, die Strecke endete am anderen
Ende in einer hochgelegenen Kehrschleife. Die beiden Außengleise wurden verbunden (kein Zweizugbetrieb mehr),
damit war die Schaltung der Kehrschleife kein Problem mehr.
Vom Bahnhof aus führte ein Anschlußgleis unter das Kehrschleifen-Innere, dort befand sich ein Steinbruch. In der
Kehrschleife darüber war ebenfalls ein Anschlußgleis vorhanden, so daß mit Kipploren und Förderbändern Schüttgut
verladen werden konnte. Für die Ausgestaltung wurde das Faller-Kieswerk seligen Angedenkens verwendet.
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Mittelleiter ade! |
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Da der Mittelleiter sehr unschön aussah, hatte ich in einer Hauruck-Aktion sämtliche Gleise "umgebaut"
- der Blechmittelleiter ist beim TRIX-Express-Gleis nur mit Laschen in den Schwellen befestigt und kann mit einer
Zange nach oben herausgezogen werden, ohne daß das Gleis demoniert werden muß. Mit dieser Tat waren dann die Weichen Richtung Modellbahn gestellt.
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Kurze Zeit darauf war dann die Trix-Express-Zeit endgültig zuende. Die Anlage wurde abgebrochen, ein Teil des Materials einfach verschrottet, aber ein paar Erinnerungsstücke sind geblieben.
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Umstieg auf Roco 1981 |
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1981 hatte ich mit dem Heft 3a - Messeheft - meine erste MIBA in der Hand. In den Schulferien 1981 hatte ich dann einen
Ferienjob ergattert - Parfumkartons im Cartier-Lager stapeln - und schließlich einen neuen Anlagenplan und das
nötige Budget. Zunächst wurde ein Teil des Kellers abgetrennt, so entstand ein 2m x 6m großer Anlagenraum. Der
Unterbau entstand in offener Rahmenbauweise.
Der ursprünglich Plan bestand aus einem ländlichen Bahnhof an zweigleisiger Hauptstrecke mit abzweigender Nebenbahn.
Leicht hügelige Landschaft sowie die Vollmer Bauernhäuser in Fachwerkausführung prägten die - in Ansätzen
fertiggestellte - Gestaltung.
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Stadt und Land |
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Zunächst verwendete ich Roco Code100 Gleis und verlegte es auf Styropor-Tapete, als Schotter verwendete ich
Mohnsamen. Leider gefiel dies auch im Keller ansässigen Armeisen und ich hatte ungebetene Besucher auf der
Anlage. Kurzerhand habe ich die Gleise mit Merkur Styroplast-Bettungen neu verlegt. Bei der Gelegenheit
wurde das Anlagenthema angepaßt: Nun war es eine zweigeleisige Hauptstrecke in städischer Umgebung, der Bahnhof
wurde zu einer Haltestelle mit abzweigender Nebenbahn degradiert und die Weichenanzahl deutlich gesenkt.
Aus dem ländlichen Bahnhofsgebäude wurde eine hochgelegende S-Bahnstation aus Kibris "Realschule", vom
Bahnsteig führte eine überdachte Treppe zur Straßenebene hinauf. Dort befanden sich drei- bis vierstöckige
Stadthäuser. Die Nebenbahn führte über eine Rampe aufwärts zu einem Schattenbahnhof auf dem zweiten Anlagenteil und mündete
schließlich in einem Landbahnhof als Endstation.
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Frühe Lokumbauten |
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Meine erste Roco-Lokomotive kaufte ich 1981 in Frankreich. Das Modell der BR58 war sogar
im Angebot und für knapp 180,- Francs ein wahres Schnäppchen. Auf den engen Radien meiner damaligen
Anlage fühlte sich der Fünfkuppler jedoch nicht wohl. Ein Umbaubericht brachte die Erleuchtung: Rahmen und
Kessel wurden kurzerhand in drei Teile zersägt, der mittlere Teil jeweils verworfen und die Reste wieder zusammen
geklebt. Die Kesselausrüstung entspricht nicht unbedingt einer BR56, aber die Kurvenläufigkeit
des verkürzten Modelles war deutlich besser als zuvor.
Die 212 war meine erste Fleischmann-Lokomotive und eine große Enttäuschung. Der Antrieb wirkte nur auf ein
Drehgestell, dessen Räder alle mit Haftreifen versehen waren. Die Stromabnahme erfolgte daher von den Rädern des
anderen Drehgestelles und war nicht sehr zuverlässig. Verschiedene Varianten wurden erprobt: Zusätzliche Bleigewichte,
Verzicht auf einen Teil der Haftreifen, zusätzliche Stromabnahme von den angetriebenen Rädern - aber erfolgreich
waren diese Maßnahmen nicht. Schließlich entschloß ich mich zur Radikalkur: Ein kleiner Roco-Motor, die Drehgestelle vom Vt11.5 des gleichen Herstellers
sowie Spiralfederkupplungen wurden eingebaut.Die Befestigung geschah mit Messingblechen und Epoxy-Kleber, bei der Gelegenheit
wurden direkt feine Schienenräumer montiert. Auf Haftreifen konnte ganz verzichtet werden. Die Fahreigenschaften waren
ausgezeichnet, aber lange währte die Freude nicht: Kurz nach Fertigstellung kündigte Roco die V100 als Messeneuheit an...
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Industrie-Themen - 1993 |
Der Endbahnhof der "Stadt und Land"-Anlage wurde als separates, zweiteiliges Modul geplant und gebaut.
Er war insgesamt 2,5m lang und bis zu 1,0m breit und paßte damit in meine erste eigene Wohnung. Aus ihm entstanden
insgesamt drei provisorische Anlagen und er überlebte vier Umzüge. Aufnahmen des Endbahnhof selbst findet man im
Abschnitt "Bad Knüsselsdorf".
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1993 zogen meine spätere Frau und ich in eine gemeinsame Wohnung in Duisburg, in der auch ein ca. 20qm großes
"Eisenbahnzimmer" vorhanden war. Dort entstand eine neue Anlage mit dem Endbahnhof als Keimzelle.
Im Mai 1994 kaufte ich meine erste Model Railroader Ausgabe. Die dort vorgestellten, für deutsche Verhältnisse
riesigen Industriegebäude von Walthers faszinierten mich sehr. Auch die für mich neue Umgebung Duisburg und das
Ruhrgebiet übten einen starken Einfluß aus und so entwickelte sich das Anlagenthema "Industrie" -
ein Vorgang, der bis heute andauert.
Die Anlage war ringförmig mit je einer Klappbrücke vor der Tür und dem gegenüberliegenden Fenster. Die Strecke
führte vom Endbahnhof durch eine einfache Wendel und dann auf der gegenüberliegenden Anlagenseite in Hochlage an
einem Flußhafen vorbei. Industrieanschlüsse am Endbahnhof und unterwegs sowie der Hafen selbst sollten für viel
Güterverkehr sorgen.
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Ein Provisorium - 1995 |
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1995 kündigte sich zum ersten Mal Nachwuchs an und wir brauchten mehr Platz. Nach einem Umzug ein paar Häuser
weiter hatten wir dann neben einem Kinderzimmer wieder ein ca. 20qm großes Eisenbahnzimmer zur Verfügung. Der
neue Raum war etwas breiter und etwas kürzer als das alte Zimmer, so daß die modular aufgebaute Anlage nicht
mehr genau hineinpasste.
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Die Anlage wurde um 180 Grad gedreht, der Bahnhof kam jetzt auf die linke Seite der Raumes. Die Strecke ging jetzt direkt hinter dem Bahnhof in einen engen 90 Grad Bogen,
hinter einem Tunnel war dann ein Werkanschluß mit Überholgleis. Die Strecke führte in Hochlage weiter, aber statt des Hafen war nun ein
dreigleisiger Übergabebahnhof zu einer Werkbahn vorgesehen.
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Die Anpassungen an den neuen Raum erwiesen sich als unbefriedigend. Kurven wurden zu eng, Steigungen zu steil,
der Betrieb wurde unzuverlässig und Erweiterungen passten nicht mehr zusammen. Schließlich habe ich fast die
gesamte Anlage abgerissen.
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Bad Knüsselsdorf - 1997 |
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Zu diesem Zeitpunkt stand bereits fest, daß wir nicht mehr lange in dieser Wohnung bleiben würden. Daher wurde
der Endbahnhof lediglich mit einer Wendel ergänzt, die zu einem 30cm tiefer gelegenen Schattenbahnhof nebst
Kehrschleife führte. Die Anlage war auf einen Regalsystem montiert und mit insgesamt drei Beinen an der vorderen Kante
abgestützt. Zur Wand hin wurde eine durchgehende Hintergrundkulisse aus 3mm Hartfaser montiert.
Der Wiederaufbau erfolgt an zwei Wochenenden. Nun war erheblich mehr Platz im Eisenbahnzimmer und der Betrieb
der Anlage war sehr zuverlässig.
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POLA Getreidesilo |
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Der POLA Getreidesilo passte gut zum Landbahnhof "Bad Knüsselsdorf". Das Gebäude machte jedoch einen etwas verlorenen
Eindruck auf mich. In Hürth, einem Ort bei Köln fiel mir dann eine Raiffeissen-Anlage auf, die ich teilweise nachempfunden
habe. Die Anlage steht heute noch und kann auf Google Streetview angesehen werden: Link auf Google Maps
Die zusätzlichen Silos entstanden aus PVC-Abflußrohren. Dünnes Sperrholz, Pappe und Kunststoffplatten mußten
für den Dachaufbau herhalten. Der Übergang zum POLA-Silo wurde mit schmalen Stücken aus Alufolie verkleidet.
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Siloanlage Uffenheim |
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In der MIBA-Ausgabe 4 / 1993 war ein zweiteiliger Bericht über den Nachbau einer Siloanlage aus Uffenheim. Erst ein
paar Jahre später beim erneuten Durchblättern machte es "Klick": Die Siloanlage würde ausgezeichnet zum Bahnhof "Bad
Knüsselsdorf" passen. Nach Abriß der Anlage steht das Modell heute im Regal.
Der Nachbau war recht einfach: Eine Versandröhre aus Pappe lieferte die Kerne für die großen Holzsilos. Ein passendes
Stück Furnierholz wurde vorsichtig eingeritzt und dann mit Holzbeize eingefärbt. Nachdem die Holzschicht um die Pappkerne
geklebt waren, erhielten sie "Stahlseile" aus schwarzem Garn. Das Gebäude in der Mitte wurde zunächst aus Sperrholz ausgesägt
und dann mit geprägten Plastikplatten beklebt.
Die kleineren Silos auf dem Dach und die Verkleidung des Förderschachtes stammten
aus einem Faller-Bausatz. Die Dächer wurden mit feinem Sandpapier gedeckt, die Stützen und Streben aus dickem Messingdraht
gelötet. Eine Wandlampe von Brawa und ein paar Details aus Papier und Resten komplettierten das Modell.
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Das Ende |
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1999 wurde es uns mit den nunmehr 2 Kindern in der Stadtwohnung zu eng und wir kauften ein Haus auf dem Land -
in Kevelaer. Dort steht mir nun ein rund 4,5m x 4,5m großer Kellerraum zur Verfügung. Zunächst hatte ich die Idee, Bad Knüsselsdorf
wieder aufzubauen. Nach reiflicher Überlegung wurden die beiden Bahnhofsmodule zum Sperrmüll gegeben, nachdem alles Brauchbare entfernt war. Nach dem vierten
Umzug machten sich Ermüdungserscheinungen bemerkbar und ich hatte mich zu einem neuen Anlagenthema entschlossen. Die Teile des Schattenbahnhofes sowie die Wendel wurden in
der neuen Anlage wieder verwendet, in der Stahlbahn.
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